Hamar Haraldsson
Im Jahre 864 wurde ich als erster Sohn des Schmieds Harald in einem Dorf im südlichen Jütland geboren. Bereits von Kindheit an wuchs ich in das Handwerk hinein und übernahm im Alter von 17 Wintern Vaters Schmiede.
Die Jahre vergingen, das Dorf wurde größer und schon bald waren die Arbeiten für einen einzelnen Mann nur noch schwer zu bewältigen. Unser Jarl „Skati der Großzügige“ unterhielt zwei kleinere Handelsschiffe in denen er allerlei Waren aus unserer Umgebung auf Märkte wie Ribe und Haithabu bringen ließ. Auch Eisernes, vom Kessel über Werkzeuge bis hin zu Waffen, war gefragt. Eines Tages beauftragte der Jarl einen seiner Steuermänner, in Ribe nach einem zweiten Schmied Ausschau zu halten, ihn anzuwerben und ihn mir zur Seite zu stellen. So kam Helfari in unser Dorf.
Es war an einem Spätsommermorgen und ich schlug gerade Feuer in meiner Schmiede, als ein paar Raben aufgeregt schrieen und ich mich umdrehte. Helfari stand wohl schon einige Zeit lautlos hinter mir. Er war ein großer, hagerer Mann mit dunklem Haar und noch dunkleren Augen. Schließlich stellte er sich mir vor und ich wischte mein anfängliches Unbehagen bei Seite. In den folgenden Tagen erwies er sich als brauchbarer Schmied.
Er erzählte mir, dass er als dritter Sohn eines Schmieds auf den norwegischen Schären geboren wurde. Schon sehr früh verließ er seine Heimat und fuhr zur See, wo er an vielen Gestaden allerhand Dinge erlebt hatte. Ich hingegen hatte als Heranwachsender nur einige Handelsfahrten auf Flüssen und küstennahen Gewässern erfahren.
Doch ich wurde das Gefühl nicht los, dass wann immer Helfari Gelegenheit hatte, er sich neugierig umsah und manch seltsame Frage stellte. So auch am späten Abend des Leinernten Festes vor der großen Halle Skatis. Noch in dieser Nacht verschwand er spurlos.
Als die Blätter der Bäume sich bereits verfärbten, sammelte ich gerade Holz außerhalb des Dorfes auf einer sanften Anhöhe auf einem Birkenhain. Plötzlich erstarrte ich, denn in der Flussmündung unterhalb des Dorfes liefen drei fremde Schiffe ein. An die 50 bewaffnete Mannen sprangen an Land und rannten in Richtung der Dünen, hinter der die Siedlung lag.
So schnell ich konnte, lief ich nur mit meiner Axt in den Händen zum Dorf. Dabei rief ich unsere Leute zu den Waffen und dass sie Kinder und Frauen schützen sollten. Doch meine Stimme verlor sich im Wind und schon brannten die ersten Hütten. Ein erbitterter Kampf tobte auf dem Dorfplatz, als ich an meiner Schmiede ankam.
Rasch wollte ich mein Schwert aus der Truhe holen, doch über Dieser kauerte schon ein Angreifer. Er fuhr herum und ich sah unter seinem Helm die dunklen Augen. Helfari. Er holte mit dem Schwert nach mir aus, schlitzte dabei jedoch einen an der Decke hängenden Ziegenbalg voller Öl auf und wurde damit übergossen. Helfari wischte sich die Augen, strauchelte und stürzte auf die Esse, die noch voller Glut war. Sofort ging er in hellen Flammen auf, schrie und wälzte sich auf dem Boden. Nach kurzer Zeit war er tot.
Nur mühsam konnten wir die Feinde abwehren und zahlten mit vielen Leben dafür. Das Dorf war verwüstet, die Ernte vernichtet, das Vieh erschlagen und die Schiffe des Jarls lagen auf Grund. Auch Skati selbst trat in der folgenden Nacht die Reise nach Walhall an. Selbst vor Frauen und Kindern hatten sie nicht halt gemacht. Was sollte man noch an einem solchem Ort? Mit wenigen bestatteten wir nach altem Brauch die Toten.
Bald machte ich mich mit einem Wagen, vor dem ein altes Pferd lief, und mit meiner restlichen Habe auf den Weg nach Ribe. Am Marktplatz der Stadt angekommen, machte ich bald Bekanntschaft mit einem Händler namens Jalfur. Er kaufte mir ein paar Messerklingen ab und wir kamen ins Gespräch. Ich erfuhr, dass er einen größeren Hof bewirtschaftet und auf einen Händler und Holzhandwerker wartet, der Magnus gerufen wird. Als er von meiner Lage erfuhr, bot er mir die Möglichkeit an, auf seinem Hof gegen Arbeit den Winter zu verbringen. Am Mittag des nächsten Tages lief ein Handelsschiff ein und mit an Bord war Magnus Alfredsson.